Aus dem Frühneuhochdeutschen Wörterbuch (3)        [Zurück zur Frühneuhochdeutsch-Seite]

Mit dem vorliegenden Beitrag setzen wir die kleine lexikographische Reihe fort, die Ihnen Lust machen soll, hier und da das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch tatsächlich einmal in die Hand zu nehmen – nicht nur, um damit zu arbeiten, sondern auch, um darin im wahrsten Sinne des Wortes zu schmökern. Wir suchen heute ein Lemma auf, bei dem man nicht auf Anhieb vermuten würde, dass es kulturhistorisch höchst interessant ist.

Bank

Für das frnhd. Wort bank (das Genus wechselt: die bank ist gehäuft omd. und nobd., insbes. im späteren Frnhd., der bank ist gehäuft wobd. und obd. bis ins spätere Frnhd. belegt) findet man im FWB 21 unterschiedliche Bedeutungen. Einige davon haben – vor allem in Redewendungen – auch heute noch Gültigkeit, während andere untergegangen sind bzw. ersetzt wurden. Die frnhd. Bedeutungen sind:

  1. ›Bank, Sitzmöbel‹
  2. reichlich in Sprichwörtern, aber hier meist in der Bed. von 1 (›Möbelstück‹)
  3. als Phraseme, z.B. etw. unter eine bank setzen ›etw. verbergen‹, unter die bank gehen ›verschwinden, verborgen werden‹, jm. ein loch in die bank schlagen ›Vertuschungen aufdecken, entlarven‹
  4. phras.: durch die bank ›durchweg, generell‹
  5. phras.: jm. zur bank hauen ›jn. verleumden, verunglimpfen, anschwärzen‹
  6. phras.: etw. auf einer ungekehrten bank finden. Bdv.: stelen
  7. ›Kirchenbank‹
  8. ›Verkaufstisch, Verkaufsstand‹
  9. ›Abgabeverpflichtung‹
  10. phras.: etw. auf die lange bank legen ›etw. in die Länge ziehen, verzögern‹
  11. ›Fleischbank, Verkaufsstand beim Metzger‹
  12. ›Werkbank bei der Ziegelherstellung‹
  13. ›Wechseltisch, Wechselbank‹
  14. ›Bienenstand‹
  15. ›Gruppe von Personen best. konstitutioneller Stellung und mit best. Aufgaben (›Ständebank im Reichstag‹)
  16. ›Gericht‹ (jur.)
  17. ›Holzblock, über dem Enthauptungen erfolgen‹
  18. ›Podest als Teil des Prangers, Prügelbank; Gefängnis‹
  19. ›beim Pflügen liegen gebliebene Stelle, ungepflügter Ackerstreifen; fester Grund, Sandbank‹
  20. ›ein Salzmaß‹
  21. ›abgabepflichtiges Gebäude, Grundstück‹ (bank parallel zu scheuer und garten)

Die bank als (meist hölzernes) Möbelstück, als Sitzmöbel oder Tresen, wie man es sich auch heutzutage noch vorstellt, war bereits im Frnhd. gebräuchlich (1, 7, 8, 11, 12, 14) und diente auch – vielleicht etwas zweckentfremdet – als ›Holzblock‹ (17) oder als ›Teil des Prangers‹ (18) bei Hinrichtungen bzw. sonstigen Strafen. Bank findet sowohl in Sprichwörtern (2) als auch in anderen Zusammenhängen (3) Verwendung, dann meist in Redewendungen mit dem Sinn ›verbergen; verschwinden; aufdecken‹ oder, wie in 5 und 6, mit negativer Konnotation: ›verleumden‹ oder ›jm. etw. wegnehmen, stehlen‹. Interessant ist dabei die Bedeutung des Ausdrucks banks halben im FWB: ›von unehelicher Herkunft‹. Auch bankhard, nhd. Bankert, welches für ›uneheliches Kind, Bastard‹ steht, erschließt sich dadurch.

Das Phrasem durch die bank, ›durchweg‹ (4), blieb bis heute erhalten, auch die Wendung auf die lange bank schieben, ›etw. hinauszögern‹ (10), ist noch heute bekannt. Darüber hinaus steht bank auch schon im Frnhd. für ›Wechseltisch, -bank‹, dem Vorläufer der heutigen Bank ›Finanzinstitut‹ (13), aber ebenso – wenn auch eher im nrddt./md. Raum – für ›Gericht‹ im weiteren Sinn. In der Bedeutung 15 bezeichnet bank eine ›bestimmte Gruppe von Personen gleicher konstitutioneller Stellung‹, steht also hier für eine gesellschaftliche Klientel, die sich durch gleichen Status und Geschlossenheit auszeichnet. Mit der Umgestaltung der politischen Verhältnisse („Ständebänke“ wie im Reichstag gab es nicht mehr) wurde diese Bedeutung langsam verdrängt, man spricht heute von „politischen Lagern“, dem „linken Flügel“ oder allgemein von „Parteien, Räten, Ausschüssen“.

Dass bank auch recht unvermutete Bedeutungen tragen konnte, zeigen 20 und 21: bank als ›Maßeinheit für Salz‹ und als ›abgabepflichtiges Grundstück, Gebäude‹ (vgl. auch 9).

Geblieben sind neben der Bank (das Genus wurde einheitlich Femininum) als Möbel, der Kirchenbank (für deren Benutzung in frnhd. Zeit ein bänkegeld, eine Miete an die Kirchengemeinde zu entrichten war) und der Werkbank nur die Bank als Geldinstitut und die Sandbank am Meer – und immerhin einige Redensarten (4 und 10), die noch heute in gleicher Weise gebraucht werden wie schon im Frnhd.

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